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Februar und März 2016
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Reisebericht Nicaragua Februar / März 2016:

Reiseteilnehmer:

  • Dr. Dieter Emmert (Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie, Orthopraxis, Ebersbach)
  • Dr. Dirk Faber (Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie) Uhland Praxisklinik Nürtingen

Freitag, 26. Februar 2016

Flug mit Delta Airlines über Atlanta nach Managua. Bei unserer Ankunft spätabends nach der langen Reise haben wir noch Ärger am Zoll, weil die Schrauben, Anker und anderen OP - Materialien nicht deklariert und beim Zoll bekannt waren. Ich muss alles Instrumentarium und medizinischen Artikel am Zoll lassen, es folgen lange Diskussionen hin und her mit den Zöllnern, Papiere ausfüllen, nach einer Stunde sagt man uns, vielleicht könnten wir die benötigte Ausrüstung am nächsten Tag ausgehändigt bekommen. Leider ist auch ein Großteil der Implantate dabei, die mir freundlicherweise von Ralf Müllers von der Firma Arthrex zur Verfügung gestellt worden sind. Ralf war ja vor 2 Jahren selbst mit in Puerto Cabezas und hatte sich engagiert um Ernesto während seines einmonatigen Hospitationsaufenthaltes in Deutschland gekümmert. Einiges findet der Zoll bei mir glücklicherweise nicht, unter anderem Schrauben und Anker, die ich für unsere nicaraguanischen Ärzte in Jinotepe und Esteli mitgebracht habe und am späten Abend noch Oscar, dem Orthopädiekollegen aus Jinotepe aushändigen kann.

Samstag, 27. Februar 2016

Am Zoll werden wir leider abgewiesen, müssen erneut Papiere ausfüllen und Lagergebühr bis zum 6. März 2016 bezahlen. Nachmittags unternehmen wir einen Ausflug nach Granada, abends treffen wir uns mit Oscar, der schon seit 9 Jahren von unserem Verein unterstützt wird und mittlerweile in der Lage ist, die arthroskopischen Operationen am Knie selbständig durchzuführen. Einige Instrumente, die der Zollkontrolle entgangen sind, waren für ihn bestimmt, er kann sie sehr gut für die Versorgung seiner Patienten gebrauchen.

Sonntag, 28. Februar 2016

Mittags fliegen wir mit der kleinen Zweipropellermaschine zu unserem Einsatzort Puerto Cabezas an der Karibikküste. Dirk ist zum zweiten Mal hier, ich zum vierten Mal. Dr. Ernesto Espinoza holt uns am Flugplatz ab, bringt uns zum Hotel. Danach fahren wir in die Klinik, um das Instrumentarium für die OPs der kommenden Woche zu überprüfen. Ernesto hatte mir geschrieben, er hätte alle benötigten Instrumente verfügbar, aber leider fehlen einige Teile, sodass wir von Dr. Dino Aguila die "Black Box" brauchen, ein schwarzer Koffer, in dem ich das Basisinstrumentarium deponiert habe für unsere Einsätze in verschiedenen nicaraguanischen Kliniken. Dino fliegt am nächsten Morgen sehr früh in die USA zu einem Kongress und lässt den Koffer mit dem Flugzeug nachkommen, sodass wir ab Dienstag auch Kreuzbandoperationen durchführen können. In der Klinik ist Alles wie gewohnt: Fliegen und Moskitos im OP, viel Patina, aber jetzt steht der neue Bildwandler im OP, der von unserem Verein Apoyomedico angeschafft und nach vielen Mails und mit viel bürokratischem Aufwand hierher verschickt wurde. Mit dem entsprechenden Adapter konnten wir ihn testen und Ernesto funktionsfähig übergeben, damit er in Zukunft bei OPs am Knochen während der Operation unter Durchleuchtung verfolgen kann, wie die Knochen stehen und ob Schrauben und Platten korrekt implantiert sind.

Montag, 29. Februar 2016

Wir fangen um 8 Uhr mit der Sprechstunde an, wir untersuchen bis zum Mittag etwa 60 Patienten, von denen wir etwa 20 für die nächsten Tage mit Meniskusschäden, Kreuzbandrissen auswählen. Ernesto erstellt das OP- Programm für die Woche, am Nachmittag beginnt es mit 3 Arthroskopien und endoskopischer Meniskuschirurgie. Ernesto war während unserer letzten Aufenthalte in diese Technik eingewiesen worden und soll während unseres Aufenthaltes noch weiter unter Anleitung üben. Außer ihm ist niemand im Umkreis von 200 Kilometern in der Lage, diese OPs vorzunehmen. Wir lassen ihn die Eingriffe machen, assistieren ihm und zeigen ihm Kniffe und Tricks, damit er nach unserer Abreise allein klar kommt.

Dienstag, 01. März 2016

Volles Programm heute, u.a. 2 Kreuzbandoperationen und die Rekonstruktion einer alten Achilles-Sehnenruptur, bei der eine direkte Naht nicht mehr möglich ist und der Defekt mit einem Sehnentransplantat vom Oberschenkel überbrückt wird. Leider dauert der Wechsel zwischen den Eingriffen immer etwa eine Stunde, bis die Instrumente aufbereitet sind, der OP geputzt ist, der Patient in Narkose liegt. Und extrem dynamisch arbeitet das OP- Personal auch nicht gerade. So gegen 8 Uhr abends sind wir dann fertig und fahren zu einem Fischrestaurant am Meer und genießen Bier und fangfrischen Lobster. Ein schöner Abschluss eines harten Kliniktages.

Mittwoch, 02. März 2016

Aus 6 OPs sind 5 geworden, weil ein Patient nicht im Krankenhaus erschienen ist. Alles wieder Knie-OPs: Kreuzbandoperationen und Meniskusentfernungen, wobei letztere von Ernesto mittlerweile mit kleiner Unterstützung selbständig durchgeführt werden können. Das Personal im OP muss dringend von Ernesto geschult werden, um die Regeln von Hygiene und Asepsis zu beachten. Ich erkläre ihm mehrfach eindringlich, dass er der Allein- Verantwortliche dafür ist und immer schauen muss, dass nichts unsteril wird und sich seine Mitarbeiter korrekt verhalten. Abends sind wir bei Ernestos Mutter zum Essen eingeladen, es gibt ein typisches Gericht von der Karibikküste mit Bananen, Yucca und Fleisch, eigentlich ganz lecker. Die Gastgeberin ist eine sehr interessante, gebildete Frau von 63 Jahren, mit der wir 2 Stunden über die Verhältnisse im autonomen Gebiet der Atlantikküste sprechen, die Vergangenheit und Zukunft Nicaraguas und der Region. Sie sieht die Zukunft eher skeptisch und befürchtet nach den Parlamentswahlen im Herbst Unruhen bis bürgerkriegsähnliche Zustände.

Donnerstag, 03. März 2016

Der erste Patient wird von der Anästhesistin wegen zu hohen Blutdrucks abgesetzt, so dass wir gegen 16 Uhr schon mit dem Programm fertig sind. So haben wir eine kleine Pause, um uns von den Strapazen zu erholen.

Freitag, 04. März 2016

Letzter Arbeitstag in Puerto Cabezas. Wir machen nochmals 4 arthroskopische Operationen mit Ernesto. Er muss in der nächsten Zeit unbedingt jede Woche 2 oder besser 4 solcher Eingriffe durchführen, damit er seine Fertigkeiten weiterentwickelt. Nach Ende des OP- Programms führt uns Ernesto durch die Klinik. Eigentlich waren die Gebäude während des Bürgerkrieges als Internierungslager für Flüchtlinge aus den Karibikgebieten gebaut worden. Alles ist sehr einfach und heruntergekommen, die Betten verrostet, der Röntgenapparat notdürftig repariert, das Essen für Personal und Patienten wird auf Holzkohlenfeuer gekocht, Patienten, die eine lange Anreise haben, kommen in einer Hütte auf dem Krankenhausgelände ohne Betten und Matratzen unter. Der letzte Abend mit Ernesto. Wir wollen versuchen, mit Hilfe von Sponsoren und Spenden zumindest in kleinen Bereichen in der Zukunft die Situation im Krankenhaus in Puerto Cabezas zu verbessern. Aktuell ist ein Container mit acht ausgemusterten Betten aus der Klinik am Eichert, Göppingen, unterwegs.

Samstag, 05. März 2016

Rückflug nach Managua. Wir fragen beim Zoll nach dem dort gelassenen Equipment, das wir wieder mit zurück nach Deutschland nehmen müssen nach. Wir bekommen die beschlagnahmten Artikel erst am nächsten Morgen, kurz vor dem Check-In ausgehändigt.

Sonntag, 06. März 2016

Rückflug über Atlanta nach Stuttgart, wo wir am Montagmorgen um 9.00 Uhr landen. Um 14:00 Uhr fange ich bei mir in der Praxis mit der Sprechstunde an.